Die Gewinner*innen der Schnitt Preise 2019

Nach vier intensiven Festivaltagen endete am Montag, den 28. Oktober 2019, die 19. Ausgabe von „Filmplus – Festival für Filmschnitt und Montagekunst“ in Köln mit der feierlichen Vergabe der Schnitt Preise. Am Ende der Preisverleihung gab die künstlerische Leiterin Kyra Scheurer eine große Neuigkeit bekannt: Zum nächsten Festival 2020 erfolgt ein Namenswechsel.
In diesem Jahr erhielt den Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm, dotiert mit 7.500 Euro von der Film- und Medienstiftung NRW, Denys Darahan für seine herausragende Montageleistung an „Oray“. Die Jury, bestehend aus Jonas Katzenstein (Produzent), Ingrid Koller (Filmeditorin, Vorjahrespreisträgerin), Francis Meletzky (Regisseurin), Gernot Roll (Kameramann) und Petra Zieser (Schauspielerin) begründete ihre Entscheidung wie folgt: „Dieser Film öffnet unseren Blick für eine uns unbekannte Welt aus Treue, Zusammenhalt, Anspruch und Scheitern im Islam. "Oray" ist ein heikler Stoff – differenziert und mehrdeutig interpretierbar. Der Editor Denys Darahan regte zu einer neuen strukturellen Gewichtung an und schuf damit eine authentische, berührende Geschichte. Die Montage von ORAY ist eine dramaturgische Höchstleistung durch ihre Klarheit, verbunden mit exzellenten Auslassungen und der Wiederholung der Schlüsselszene. Der Film lässt uns etwas begreifen von der Zerrissenheit des Helden in dieser uns fremden, komplexen Parallelwelt. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft und der Blick von außen darauf funktionieren in beide Richtungen. Dies führt zu Fragen nach unserer Verantwortung, Macht und Ohnmacht in der deutschen Gesellschaft.“
Der mit ebenfalls 7.500 Euro von der Stiftung Kulturwerk der Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst dotierte Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm wurde an Gesa Jäger und Louly Seif vergeben für die Montage des Dokumentarfilms „Dreamaway“. „Der Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilm geht an zwei Editorinnen, die einen Film montiert haben, der als Dokumentarfilm gestartet ist, als solcher in Ägypten nicht gedreht werden durfte, um dann als dokumentarischer Hybrid seine Form zu finden. Mit viel Poesie legt ihre Arbeit die vielfältigen Ebenen des Films offen. Die kluge, nicht vorhersehbare Montage verwebt innovativ die einzelnen Stränge und kreiert das Bild der Sehnsucht einer Generation. Im sehr bewussten Spiel mit dokumentarischen und fiktionalen Elementen vermitteln Gesa Jäger und Louly Seif einen ebenso berührenden wie authentischen Einblick in die Lebenswirklichkeit der Protagonistinnen und Protagonisten von 'Dreamaway'.“, so die Jury um Yana Höhnerbach (Filmeditorin, Vorjahrespreisträgerin), Imogen Kimmel (Regisseurin), Daniela Praher (Produzentin), Börres Weiffenbach (Kameramann) und Fritz Wolf (Filmjournalist).
Über die Vergabe des Nachwuchspreises berieten die Jurys des Filmstiftung NRW Schnitt Preis Spielfilm und des Bild-Kunst Schnitt Preis Dokumentarfilmgemeinsam. Sie zeichneten die Montageleistung von Jessica Rudolph am Kurzfilm „Peng!“ mit dem mit 2.500 Euro dotierten Tentacle Sync Förderpreis Schnitt, ermöglicht durch Tentacle Sync und das Land NRW, mit folgender Begründung aus: „'Peng!' schafft es in sehr knapper Zeit, eine Geschichte zu erzählen, die neben den Krimielementen auch gesellschaftspolitische und komische Elemente enthält. Die Editorin reiht die Bilder nicht nur aneinander, sondern erzählt die Geschichte wesentlich über die Montage“. Preispatin des Tentacle Sync Förderpreis Schnitt 2019 war Regisseurin Francis Meletzky.
Den mit 3.000 Euro dotierten Ehrenpreis Schnitt für ihr Lebenswerk erhielt die Münchener Editorin Heidi Handorf, die Laudatio hielt „Heimat“-Hauptdarstellerin Marita Breuer. Bereits am Freitagabend eröffnete der von Handorf meisterhaft montierte Film „Stammheim – Die Baader-Meinhof-Bande vor Gericht“ von 1986 das diesjährige Filmplus Festival.
Filmplus präsentierte vier Tage lang vom 25. bis 28. Oktober 2019 insgesamt 15 nominierte Filme in den Kategorien Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilm, begleitet von intensiven Gesprächen mit den anwesenden nominierten Editor*innen.
Hinzu kam ein umfangreiches Rahmenprogramm. Mit dem diesjährigen Themenschwerpunkt „Grenzschnitte“ verließ das Festival das Kino und erkundete die Montage als Teil von Theaterinszenierung, Videoinstallation und Videoessay.
Die Filmplus Akademie bot zum zweiten Mal schon vor dem offiziellen Festivalauftakt am Freitag ein ganztägiges, kompaktes Weiterbildungsangebot zu verschiedenen Montagethemen sowie eine Internationale Masterclass an, die auf große Resonanz stießen.
In die zweite Runde ging 2019 auch der International Day. 38 Editor*innen aus 20 Ländern kamen erneut beim International Film Editors Forumzusammen, um den internationalen Austausch über berufspolitische und filmgestalterische Themen zu führen. Berufspolitische Taten folgten auf dem Internationalen Panel, bei dem die Gründungsurkunde zu „Tempo“ – dem ersten, internationalen Editoren-Dachverband – feierlich und offiziell unterzeichnet wurde. Der International Day schloss mit dem achten Gastland-Abend ab, der diesmal ganz im Zeichen der USA stand. Der zweifach Oscar-nominierte Editor Tim Squyres, Stammeditor von Ang Lee, diskutierte nach dem Screening von „Der Eisturm“ (1997) mit Werner Busch (Filmplus). Der Abend wurde durch ein Grußwort von der oscarnominierten Filmeditorin Dody Dorn eingeleitet als Vorstandsmitglied der Motion Picture Editors Guild (MPEG).